Transparenz durch Augmented Reality

Die Erweiterung der Realität bietet die Möglichkeit, kontextsensitiv zusätzliche Informationen zu realen Gegenständen und Orten (z. B. im Museum oder bei Stadtbesichtigungen) bereitzustellen – aber nicht nur das. Dieses Konzept kann auch dazu dienen, real vorhandene, momentan aber nicht sichtbare Dinge mithilfe technischer Systeme zu visualisieren. Im Projekt Social Augmented Learning ermöglichen wir den augmentierten Blick in die Druckmaschine, um z. B. Abläufe im Farbwerk oder beim Bogentransport zu veranschaulichen. In der Fahrzeugtechnik und Automobilindustrie wird Augmented Reality zudem schon seit geraumer Zeit, z. B. für Einparkhilfen oder individuelle Servicelösungen innovativ eingesetzt. Immer häufiger wird dabei die Frontscheibe zur Projektionsfläche halbdurchsichtiger (See Through) Augmented Reality Einblendungen, dessen Transparenz den Blick auf die Straße nicht verdeckt.

Augmented Reality lässt hinter die Dinge blicken

Im April 2014 zeigte Land Rover auf der New York International Auto Show visuell eindrucksvoll das Konzept der Discovery Vision. Kernaspekt der Discovery Vision ist eine virtuelle Transparenz der Motorhaube, die einen See Through Ansatz verfolgend durch mehrere am Kühlergrill angebrachte Kameras realisiert wird. Die von den Kameras aufgenommenen Daten werden in Echtzeit so auf einen an der Frontscheibe angebrachten halb-transparenten Head-Up-Display projiziert, dass der Eindruck einer Transparenz der Motorhaube entsteht. Bei Fahrten in schwerem Gelände ist der Sicherheitsvorteil dieser Anwendung leicht erkennbar. Hindernisse wie Steine oder Gräben können so gesehen und besser umfahren werden. Darüber hinaus werden auf dem zuschaltbaren Display zusätzliche Telemetrie-Informationen zur Steigung, zum aktivierten Sperrdifferenzial und zu eingelegten Gängen sowie zur Radstellung angeboten.

Land Rover’s Konzept der transparenten Motorhaube

Andere experimentelle Konzepte des Augmented Reality Einsatzes im Automobil suchen nach Lösungen für mehr Sicherheit, z. B. bei Überholvorgängen. So könnten in Zukunft in LKWs installierte Kameras, verbunden mit einer smarten Vernetzung der Automobile, eine Durchsicht durch das Fahrzeug für den dahinter Fahrenden ermöglichen [1].

Für Lernanwendungen in der Druckindustrie sind solche in Echtzeit ablaufenden Systeme aufgrund der hohen Produktionsgeschwindigkeit weniger interessant als die didaktische Aufbereitung und Darstellung von 3D-Modellen und Prozessen in explorativen Lernszenarios, in denen die Lernenden selbst das Tempo vorgeben.

 

Thomas Hagenhofer

Thomas Hagenhofer, Informationswissenschaftler M.A., arbeitet seit 2001 in innovativen Lernprojekten beim Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien. Sein Schwerpunkt liegt auf der technischen und didaktischen Konzeption neuer Lernanwendungen. Er koordiniert das Verbundprojekt Social Virtual Learning 2020.

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