Wearables und AR

Vor einigen Jahren noch hörte man viele Stimmen sagen: „Wozu brauche ich eine Kamera in meinem Handy?“.

Wozu brauche ich eine Kamera in meiner Armbanduhr oder in meiner Brille?“, ließe sich der Satz auf die heutige Zeit übertragen und bestimmt sieht das auch ein Großteil der heutigen Gesellschaft so. Doch genauso wie das Telefon werden auch andere Geräte fortwährend weiter entwickelt, um dem Benutzer das Leben zu erleichtern.

In Zeiten immer kleiner und gleichzeitig leistungsstärker werdender Hardware ist es nicht verwunderlich, dass nun auch abseits vom Smartphone Elektronik tragbar wird. Wearable Computing heißt das Stichwort. Hinter diesem Schlagwort verbergen sich tragbare elektronische Systeme, die anders als das Smartphone direkt in Textilien oder Accessoires integriert sind.

Steve Mann, einer der Vorreiter im Bereich Wearable Computing, fasst unter dem Begriff neue Formen der Mensch-Technik-Interaktionen (MTI) zusammen, bei der stets aktive Computer und Sensoren direkt am Körper getragen werden. [1]

Normalerweise fallen diese Wearables gar nicht besonders auf. So gibt es beispielsweise Fitnessarmbänder, die während des Workouts kontinuierlich den Puls messen und mit dem Smartphone bzw. mit entsprechenden (Gesundheits-)Apps kommunizieren. Auch der Begriff „Smart Clothes“ (intelligente Kleidung) hat sich mittlerweile etabliert und beschreibt die Integration elektronischer Systeme direkt in oder an Textilien. So können diese Systeme einen Jogger beispielsweise mit Musik versorgen oder ihm bei der Navigation helfen.

Wearables und die Erweiterung der Realität

Bisher stellen Wearables eher eine Ergänzung zum Smartphone oder Tablet dar. Wie sich das in naher und ferner Zukunft verändert, bleibt abzuwarten. Die Augmented Reality ist aber schon seit einiger Zeit nicht mehr nur mittels Laptop, Tablet oder Smartphone einsetzbar.

Azuma — der den Begriff maßgeblich geprägt hat — definiert Augmented Reality als Überlagerung der Realität mit digitalen Inhalten, die folgende Kerncharakteristika aufweisen muss[2] :

  • Kombination realer und virtueller Objekte in realen Umgebungen
  • Ermöglichung von Mensch-Technik-Interaktionen in Echtzeit
  • Passgenaue Ausrichtung von Realität und Virtualität zueinander

Damit ein Wearable also eine sichtbare erweiterte Realität darstellen kann, wird eine Kamera und natürlich ein Display benötigt. Vor gut einem Jahr (Stand 03.2015) brachte beispielsweise der Hersteller Samsung die Smartwatch „Gear 2“, ausgestattet mit einer 2 Megapixel Kamera, auf den Markt.[3] Mit der Übersetzungsapp „CamDictionary“ kann das von der Kamera erfasste Bild (ein Text in einer Fremdsprache) um die entsprechende Übersetzung erweitert werden.

Somit wäre ein (erster) Schritt in Richtung „Wearable Augmented Reality“ getan. Da Wearables aber eher „im Hintergrund“ agieren und deren Benutzung eigentlich kaum auffallen soll, ist eine AR-Brille ein weiteres, vielleicht passenderes, Beispiel für die tragbare AR. Das Unternehmen Magic Leap arbeitet zur Zeit an einer solchen AR Brille, die mittels verschiedener Sensoren auf die Umwelt und die Gesten des Benutzers reagiert und erweiterte Inhalte in das Sichtfeld des Trägers einblenden kann.

Die Tatsache, dass der Nutzer meist beide Hände frei hat, ist vor allem im Bereich der „praktischen Arbeit“ von Vorteil. Ein Elektriker beispielsweise, könnte sich die nächsten Arbeitsschritte virtuell einblenden lassen, ohne das Werkzeug aus der Hand zu legen. Ein Chirurg könnte sich bei einer Operation kurzfristig (und steril) weitere Informationen besorgen und so schnell auf mögliche Komplikationen reagieren. Und auch im Bereich der Berufsausbildung ist die Technologie zukunftsweisend und vielversprechend.

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Quellen:

  1. Mann, S. (1998): WEARABLE COMPUTING as means for PERSONAL EMPOWERMENT http://wearcam.org/icwckeynote.html, zuletzt aufgerufen am 09.03.2015.
  2. Azuma, R. et al. (2001): Recent Advances in Augmented Reality. IEEE Computer Graphics and Applications 21, 6 (Nov/Dec 2001), 34-47.
  3. http://www.androidpit.de/galaxy-gear-2-samsung, zuletzt aufgerufen: 09.03.2015

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